Humboldt-Stipendium eingeworben

Prof. Dr. Michael Cowan forscht als Gastwissenschaftler an der Filmuniversität

Forschungsstipendien der Alexander von Humboldt-Stiftung werden an überdurchschnittlich qualifizierte Wissenschaftler vergeben, um ein langfristiges Forschungsvorhaben in Kooperation mit einer selbst gewählten Forschungseinrichtung in Deutschland durchzuführen. Es spricht für das wissenschaftliche Renomée und die Vernetzung der Filmuniversität, wenn sie im internationalen Wettbewerb um diese besten Köpfe punkten kann. Wir freuen uns daher sehr, den Humboldt-Stipendiaten Prof. Dr. Michael Cowan im Wintersemester 2018/19 an der Filmuniversität Babelsberg als Gastwissenschaftler zu begrüßen. Michael Cowen leitet das „Department of Film Studies“ der schottischen University of St Andrews. Im Rahmen seines Forschungsaufenthalts wird er die Geschichte der Film-Gesellschaften in Deutschland und Österreich der Jahre 1910 bis 1933 erforschen und dazu umfangreiche Archivrecherchen unternehmen. 

Seit Beginn der Filmgeschichte wird über das „Wesen“ und die „Wirkung“, über spezifische Eigenschaften und Gestaltungsmöglichkeiten des neuen Mediums diskutiert: Film als Sozialgeschichte, als Kulturerrungenschaft oder reines Mittel zur Unterhaltung – das politische und gesellschaftliche Spannungsfeld dieser Zeit bildet sich in den Diskursen ab, die vor allem auch von den so genannten „Filmgesellschaften“ geführt wurden. Diese können laut Cowan in die Tradition von vielfältigen Verbänden und Vereinen eingeordnet werden, die weit vor der Kunstfilmbewegung der 1920er Jahre als Räume für die schnelle Verbreitung von projizierten Bildern dienten. Er unterscheidet vier unterschiedliche Formen der Filmgesellschaft im deutschsprachigen Raum: die wissenschaftlich-pädagogischen Gesellschaften der 1910er Jahre, die technologisch-professionellen Gesellschaften, die um 1919 entstanden, die Gesellschaften für Kunst und Unterhaltung aus der Mitte der 1920er Jahre sowie die politisch-ideologische geprägten Gesellschaften der späten 1920er und frühen 1930er Jahre. Jede dieser Gruppen formulierte eine spezifische Epistemologie des Films und seiner Rolle im modernen Leben, dennoch teilten sie die Vorstellung vom Film als einem "erhebenden" Kulturfaktor und das Ziel, das Publikum im Umgang mit  projizierten Bewegtbildern zu schulen. 

Inwiefern haben diese Gesellschaften die Grundlage für unser heutiges Verständnis vom Kino und vom Film als „Wissensobjekt“ vorgeprägt? Welche Mittel und Wege wählten sie, um in einem Kontext der schnellen Verbreitung visueller Informationen eine Unterscheidung zwischen "guten" und "schlechten" Filmen vornehmen zu können? Wie haben sie z.B. die Wahrnehmungsfähigkeiten des Publikums gelenkt oder Filmwissen ausgebildet? Diesen und anderen Fragen will sich Michael Cowan im Rahmen seiner Forschungen widmen. Er arbeitet dabei eng mit Dr. Michael Wedel,  Professor für Mediengeschichte im digitalen Zeitalter an der Filmuniversität, und der Kolleg-Forschungsgruppe „Cinepoetics“ zusammen, zu deren Untersuchungsschwerpunkten die Frage nach den Geschmacksgemeinschaften zählt, die sich historisch um den Film gebildet haben. 

Wir wünsche viel Erfolg und eine inspirierende Zusammenarbeit.