Forschung


Projekte

Über Gattungsgrenzen hinweg lässt sich der Film als gigantisches kulturelles Gedächtnis begreifen – als individuell bewertbarer dynamischer Speicher für künstlerische, politische und soziale Prozesse und Eindrücke. Die Forschungsprojekte dieses Schwerpunktes widmen sich der Aufarbeitung und Zugänglichmachung des Films als Kulturerbe. Das Filmmuseum Potsdam mit seinen Sammlungen ist dabei Ressource und wichtiger Akteur. Die internationalen Forschungsaktivitäten sind eingebettet in das Wissen um die Einzigartigkeit der Medienstadt Babelsberg und deren Weltruf als Produktionsstätte mit großer, aber auch problematischer Tradition.


Publikationen

Aus dem Studiengang heraus sowie im Umfeld des Master Filmkulturerbe entstehen eine Vielzahl von Publikationen – Monographien, Sammelbände, Blog-Einträge, Interviews, DVD-Editionen. Während in den beiden Schriftenreihen Film-Erbeund CadrageDissertationen und andere Ergebnisse aus Forschungsprojekten erscheinen, präsentiert die E-Schriftenreihe "Gegen-Kanon" herausragende Masterarbeiten mit Anwendungsbezug. Aber auch außerhalb dieser Reihen gibt es eine Menge zu entdecken, wozu die folgende Übersicht einladen soll. Im Weblog Memento Moviesind nicht zuletzt mehrere längere Videointerviews mit Akteurinnen und Akteuren der Branche archiviert.

Schriftenreihe Film-Erbe

Die von Prof. Dr. Chris Wahl herausgegebene Reihe Film-Erbeversammelt historische Arbeiten, die auch die Voraussetzungen der Geschichtsschreibung reflektieren, und Studien zur Situation in der Gegenwart, also beispielsweise zu pragmatischen und politischen Fragestellungen, sowie zukunftsweisende Reflexionen über Konzepte, Begriffe, Strategien und Theorien. Die Digitalisierung hat nicht nur die Filmproduktion und das Rezeptionsverhalten grundlegend verändert, sondern auch elementare Auswirkungen auf die Situation der Filmarchive. Sie geben einerseits ihre Kernkompetenz der Sicherung an die Rechenzentren ab, wo Digitalisate von Filmen gelagert und betreut werden, und müssen andererseits aufpassen, dass ihre analogen Bestände sich nicht unter ihren Händen auflösen, weil für sie kein Geld mehr da ist. Das Gebot der Stunde heißt Zugang, und auch wenn dahinter manchmal viele Probleme unsichtbar werden: Die Digitalisierung hat dem Filmerbe eine potenzielle Aufmerksamkeit bislang ungekannten Ausmaßes ermöglicht. „Film“ wird in dieser Reihe in seiner ganzen Bedeutungsbreite verstanden, als Material, als Medium, als Kunst, als audiovisuelles Bewegtbild. „Erbe“ wiederum wirft die Frage auf, wie was für wen durch wen zu welchem Ende aufbewahrt wird. Diese Frage ist auch deshalb so interessant, weil die große Verfügbarkeit heute von einer zunehmenden Geschichtsvergessenheit konterkariert wird, weil es der Kuratierung und der Kontextualisierung bedarf, um die Aufmerksamkeit zu lenken und zu fokussieren, und weil es ein Missverhältnis zwischen der Ubiquität der audiovisuellen Medien und der Ignoranz gegenüber der Problematik ihrer Obsoleszenz gibt.

Schriftenreihe Cadrage

Film- und Fernsehwissenschaft umfasst die theoretische, ästhetische und historische Reflexion über Film und Fernsehen als mediale Formen, Dispositive und Institutionen. Die von Prof. Dr. Ursula von Keitz herausgegebene Schriftenreihe Cadrageist eine neue Publikationsplattform für die Film- und Fernsehwissenschaft. Mit ihr wird das Ziel verfolgt, Film und Fernsehen in den aktuellen medien- und kulturwissenschaftlichen Debatten ein ebenso erkennbares wie transdisziplinär anschlussfähiges Profil zu geben. Erzähltheorie, Gattungs- und Genretheorie, Rezeptionstheorien, Geschlechterforschung und Cultural Studies tragen maßgebliche Modelle hierzu bei. „Cadrage“ bietet Raum für Untersuchungen zu filmischen und televisionären Gattungen, Genres und Programmen, zu deren kulturgeschichtlicher Einbettung, zu stilistischen und narrativen Eigenarten des Films und des Fernsehens in ihren je spezifischen diachronen wie synchronen Entstehungs- und Rezeptionszusammenhängen. Arbeiten zum Verhältnis des Films und des Fernsehens zu anderen künstlerischen Ausdrucks- und Darstellungsformen sowie zu populärkulturellen Phänomenen runden das Profil der Reihe „Cadrage“ ab.

Schriftenreihe Gegen-Kanon

Die von Prof. Dr. Chris Wahl und Dr. Ilka Brombach herausgegebene E-Schriftenreihe versammelt besonders gelungene Masterarbeiten, welche sowohl theoretisch auf dem Stand der aktuellen Filmerbe-Forschung sind als auch eine angewandte Fallstudie enthalten. Der Reihentitel „Gegen-Kanon“ soll dabei implizieren, dass von den Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs neue Impulse ausgehen, die das Feld beleben und evtl. sogar erneuern.

Weitere Abschlussarbeiten

2024

  • Leona Schwarzer: »Demnächst in Deinem Kino!« Kinokultur im ländlichen Raum am Beispiel des Weltspiegel im südbrandenburgischen Finsterwalde
  • Freya Glomb: Wir waren neunzehn – Transformation von Erinnerung in und durch Konrad Wolfs »Ich war neunzehn« (DDR 1968)
  • Magnus Knoll: Die Stadt als Leinwand – Off-Kino-Kultur in Zeiten der Pandemie

2023

  • Marisa Menzel: Heimwärts. Eine Untersuchung zur Rückkehrmotivik im deutschsprachigen Spielfilm
  • Niki Argiropoulou: Rape-Revenge-Filme im Kontext einschneidender gesellschaftlicher Ereignisse – Feminismus der 68er & MeToo
  • Thembi Hahn: The Day the Clown Cried (Jerry Lewis, 1972) – Kein Budget, keine Rechte, keine Komödie
  • Fabian Wistuba: „So was hat man lange nicht gesehen” – Home Movies als soziokulturelle Erinnerungspraxis im Fußballverein Göttingen 05
  • Laura Reboredo Raposo: Welches Potential haben Open-Air-Kinos, Kinokultur – trotz Kinokrise – lebendig zu erhalten?

2022

  • Aleksandra Miljkovic: Precarity as a Legacy. Cinematic Representations of Youth in Post-Yugoslav Countries

  • Jens Ole Lorenzen: Jäger der vergessenen Filme
  • Nicole Bader: Maori im neuseeländischen Filmerbe

2021

  • Stella Dehne: History is not the past. It is the present. Eine Analyse der Funktionen des Archivbild-Einsatzes in I AM NOT YOUR NEGRO (Raoul Peck, 2017) und CONCERNING VIOLENCE – NINE SCENES FROM THE ANTI-IMPERIALISTIC SELF-DEFENSE (Göran Hugo Olsson, 2014) Zum Eintrag im Bibliothekskatalog
  • Julian Gruß: Der Archivkunstfilm. Erinnerungsarbeit in den Found-Footage-Werken der Dritten Generation österreichischer Filmavantgarde
  • Elena Hahn: Der Vorlass des Basis-Film Verleihs in der Deutschen Kinemathek. Ein Archivierungskonzept Zum Eintrag im Bibliothekskatalog
  • Anna Heizmann: Period Room revisited. Eine integrative Studie zum Vermittlungspotential im Filmmuseum Zum Eintrag im Bibliothekskatalog
  • Florian Höhensteiger: Die filmkritische und filmvermittelnde Arbeit Helmut Färbers im Kontext der französischen Cinephilie und einer westdeutschen Filmkultur
  • Daniel Körling: Volker Koepps filmische Auseinandersetzung mit kollektiven Identitäten im Raum des historischen Ostpreußen Zum Eintrag im Bibliothekskatalog
  • Carl Lehmann: Found Footage als Bindeglied zwischen Topographie und Topologie in der filmischen Inszenierung geografischer Orte
  • Ilaria Pompei: Rosa von Praunheims Filme als Beitrag zur politischen und kulturellen Identitätsbildung der LGBTIQ+-Bewegung Zum Eintrag im Bibliothekskatalog
  • Tom Rosenkranz: 40 Jahre Videotext in Deutschland – Geschichte und Archäologie eines ausdauernden Mediums Zum Eintrag im Bibliothekskatalog

2020

  • Lucy Alejandra Pizaña Perez: Filmische Inszenierungen des kulturellen Gedächtnisses. Zur audiovisuellen (De-)Konstruktion ikonischer Bilder im Film WATCHMEN (2009) Zum Eintrag im Bibliothekskatalog
  • María José Rosales Robles: Die Rolle der Kameraarbeit im Film am Beispiel von Emmanuel Lubezki Zum Eintrag im Bibliothekskatalog
  • Franziska Schiemann: Potentiale der Filmvermittlung an der Schnittstelle zwischen Schrift- und audiovisueller Kultur anhand ausgewählter Werke von Agnès Varda und Ulrike Ottinger Zum Eintrag im Bibliothekskatalog
  • Ruben Treiber: Darstellungen des Kriegsheimkehrers im Spielfilm des besetzten Deutschland 1946-1949 Zum Eintrag im Bibliothekskatalog

2018

  • Fabian Schmidt: Das Westerbork-Material – Provenienz und Verwendung (Preisträger in der Kategorie beste Master-Abschlussarbeit der Filmuniversität 2018) Zum Eintrag im Bibliothekskatalog

Sonstige Publikationen

Weblog Memento Movie

Das seit Februar 2013 von Jürgen Keiper und Prof. Dr. Chris Wahl betriebene Weblog Memento Movieverfolgt die Idee, entgegen tagesaktueller Meldungen grundsätzliche Informationen und Gedanken zum Thema „Filmerbe“ zu sammeln und zur Verfügung zu stellen. Diese „Materialien“ umfassen Interviews in verschiedener Form (Schrift, Ton, Ton und Bewegtbild), kürzere Essays, Hinweise auf Publikationen und ähnliches, kommentierte Links sowie Handreichungen zu einzelnen Themen.

Die Aufbau und Einrichtung des Blogs wurde gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medienaufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.